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Skat-Bundesliga
Auf einer Stufe mit Werder
Wie sich die Hanseaten in die Skat-Bundesliga reizten
Bremen. Reizen, Stechen, Bedienen, Buttern oder Passen – mindestens einmal die Woche sieht so für Axel Prigge ein typischer Abend aus. Dazu kommen viele Wochenenden, die gefüllt sind mit Meisterschaften, Turnieren oder Bundesligaspielen. Denn der 67-Jährige ist passionierter Skatspieler und seit zwei Jahren Teil der ersten Mannschaft des Skatvereins Hanseaten Bremen. „Angefangen Skat zu spielen habe ich über meine damalige Fußballmannschaft. Wenn draußen schlechtes Wetter war, haben wir uns hingesetzt und Skat gespielt. Einer aus der Mannschaft war damals schon im Club und hat mich gefragt, ob ich nicht auch mal Lust hätte“, erinnert sich Prigge.
Seine Liebe für Skat begann vor über 40 Jahren. Seit einer gefühlten Ewigkeit ist Prigge auch Mitglied im Bremer Skatverband. Die Skatclubs wechselten, immer wieder schloss sich Prigge einem neuen Verein an – bis er schließlich vor vier Jahren bei den Hanseaten landete. Aber die Zeiten haben sich auch in den Skatclubs geändert. „Früher waren wir bei den Clubabenden um die 20 Leute. Heute sind es meist nur noch sechs bis sieben. Viele Clubs schließen sich deshalb zusammen“, erzählt Prigge. So auch sein vorheriger Verein mit den Hanseaten.
Aber einfach nur bei Bier und Korn oder einem Kaffee eine Runde Skat zu spielen, das hat Axel Prigge noch nie gereicht. Ihn reizt der echte Wettkampf. Da passt es, dass er mit seinen Hanseaten in diesem Jahr einen ganz besonderen Coup landete: Der Aufstieg in die erste Herren-Bundesliga im Skat. Dabei hatten Prigge und seine Mannschaftskollegen eigentlich nur das Ziel ausgegeben, nicht abzusteigen. „Aber wir hatten Glück und die Karte lief, wie man bei uns sagt. So waren wir schon am ersten Tag Tabellenführer.“ Am Ende konnte sich Prigge gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen Wolfgang Lindlohr, Uwe Dreyer, Thomas Müller, Thorsten Ochs und Silke Wegemann gegen 15 andere Mannschaften in der 2. Bundesliga durchsetzen. Nächste Saison spielen sie also in der höchstmöglichen Liga Deutschlands.
Und so hat das Bundesland Bremen neben Bundesligisten in Sportarten wie Fußball, Eishockey, Hockey, Tischtennis oder Schach jetzt auch einen Skat-Erstligaverein. Zu den Hanseaten Bremen gehören auch noch eine zweite und eine dritte Mannschaft, die in niedrigeren Ligen spielen. Prigge spielte erst auch für einige Zeit in der zweiten Mannschaft. „Meine jetzigen Mannschaftskollegen haben schon ein paar Jahre gefragt, ob ich nicht bei denen in der ersten Mannschaft spielen möchte. Ich dachte aber lange, ich wäre nicht stark genug. Bei den Spielen diese Saison lief es dann wohl doch ganz gut.“
Clubabend statt tägliches Training
Auf tägliches Training wie bei Werder Bremen verzichten die Hanseaten. Sie bereiten sich auf die Bundesligaspiele beim Clubabend vor – immer donnerstags, 18 Uhr, Scharnhorst Kaserne in Huckelriede. „Als Training würde ich die Abende nicht bezeichnen, es steht eher der Spaß im Vordergrund“, erklärt Prigge. Wie einen Kneipenbesuch könne man sich die Clubabende aber nicht vorstellen. „Es geht um das Skatspielen. Alle aus unserer Mannschaft haben die gesamte Saison nicht mal ein Bier getrunken“, erzählt der 67-Jährige.
Eine Saison in der Skat-Bundesliga besteht aus fünf Spieltagen, die sich auf die Zeit zwischen März und September verteilen. Die Spiele finden meist über ein ganzes Wochenende statt, immer von morgens bis abends. Angereist werde oft allerdings schon am Freitag. Eine Mannschaft spielt dann mit vier Personen gegen drei andere Teams. Bei Liga-Spielen werden 48 Spiele innerhalb von zwei Stunden gespielt, es bleiben weniger als drei Minuten pro Spiel. Das bedeute Kartenspielen mit höchster Konzentration, erklärt Prigge. Wer die Spiele innerhalb der zwei Stunden nicht schafft, ist raus. „Eine bestimmte Taktik gibt es nicht, das Wichtigste ist die gesammelte Spielerfahrung. Wir in unserer Mannschaft können mit jeder Karte ein halbwegs vernünftiges Spiel machen“, sagt Prigge.
In Bremen gibt es laut Prigge diverse Skat-Clubs. „Bremen ist einer der größten Landesverbände. Keiner der anderen Vereine hier spielt aber in der nächsten Saison so hoch wie wir“, erzählt Prigge. Vereinsmitglieder seien aber keineswegs verpflichtet, in einer Mannschaft zu spielen, man könne auch nur einzeln spielen. Doch grundsätzlich geht es den Hanseaten wie so vielen Vereinen: Es fehlt an Nachwuchs. „Wir sind alle zwischen 56 und 67 Jahren, Jüngere gibt es zumindest in der oberen Klasse kaum. Bevor wir in die erste Liga starten, suchen wir jetzt noch einen guten siebten Spieler und möglichst Sponsoren“, erklärt Prigge. Die Bundesligasaison geht für die Hanseaten im März 2025 los. Ziel ist der Klassenerhalt. Aber das galt ja auch schon für zweite Bundesliga – und dann kam alles anders.
Auf einer Stufe mit Werder
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